Heute, am Donnerstag, stehen einige Aktivitäten auf meinem Therapieplan. Wie wunderbar, dass ich bis um halb 5 durchgeschlafen habe. Mein „Wundermittel“ Ashwagandha entfaltet vielleicht nun doch endlich seine Wirkung.
Um 7 Uhr geht es zum Yoga. Danach schaue ich in meinen Briefkasten und sehe, dass ein neuer Plan darin liegt. Der sieht heute Vormittag ziemlich vollgepackt aus. Ich frühstücke und habe dann ein Arztgespräch. Wir sprechen über die mögliche Medikation mit Amitriptylin, einem Antidepressivum, welches auch zu besserem Schlaf verhelfen soll. Da ich aber nun in Folge schon zwei Nächte recht gut geschlafen habe, legen wir das weitere Vorgehen diesbezüglich erst einmal auf Eis. Um meine immer mal wieder schmerzende Schulter zu mobilisieren, verordnet er mir Physiotherapie. Das walken danach macht meinen Kopf frei und bringt mir die nötige Energie und Ruhe für die Basisgruppe.
In der psychosomatischen Basisgruppe kann jeder Einzelne erst einmal etwas zu seinem Tagesbefinden erzählen, wenn er mag. Wer er ein Thema hat, welches ihn zurzeit bewegt, darf dies anführen. Danach versucht die Gruppe Lösungen anzubieten, ohne zu bewerten oder zu kritisieren. Das Thema heute „Wie kann ich mich schützen/abgrenzen, ohne meinen Partner zu verletzen?“ Dazu werden Beispiele genannt und es wird näher auf die Problematik eingegangen. Das hat mir gut gefallen und gut getan. Ich glaube, dass Thema Abgrenzung ist ein sehr präsentes Thema unter depressiven Menschen. Danach bringt Feldenkrais sowohl meinen Körper, als auch meine Psyche wieder ins Lot. Ich habe ein klein wenig das Gefühl, dass gerade ein Knoten geplatzt ist. Ich fühle mich so, als ob ich mich an einem Wendepunkt befinde. Nicht, dass ich nicht schon länger spüre, dass in mir etwas wartet, was heraus möchte. Etwas, dass sich entfalten möchte. Etwas, dass nach Veränderung schreit. Heute spüre ich nicht nur, dass es vorhanden ist. Heute spüre ich, dass der Zeitpunkt es hinaus zu lassen genau jetzt ist. Damit meine ich, dass all die Sehnsüchte, Wünsche, das ganze Potenzial, welches in mir steckt, nicht länger warten will. Nicht länger warten will, darauf, dass meine so wertvolle Lebenszeit verstreicht, ohne dass ich es spüre. Spüre, dass ich lebe. Jetzt denkt ihr vielleicht, dass ich mich gerade wieder beginne einer manischen Phase zu nähern. Nein, dem ist sicher nicht so. Das letzte Jahr ist ziemlich freudlos für mich verlaufen. Um es vereinfacht zu erklären; ich fühlte mich in etwa so, als ob ich einen Film anschaute, indem ich die Hauptrolle spielte. Ich stand sozusagen neben mir und schaute mir zu. Das klingt für meinen Partner und meine Familie wahrscheinlich sehr niederschmetternd. Es war auch nicht in jedem Moment so, nicht jede Minute, nicht jede Stunde, nicht jeden Tag. Doch sehr, sehr häufig. Und heute habe ich das erste Mal wieder, nach sehr langer Zeit, so etwas wie Lebensfreude verspürt.
Ich gehe in die Angstgruppe und habe das Gefühl heute wirklich etwas mitzunehmen. Danach noch zur Wärmetherapie. Ich lasse den Tag Revue passieren. Ich fühle mich entspannt müde. Und ich verspüre seit langer Zeit wieder so etwas wie Glück.
Fazit des Tages: Ein Funke Glück kann ein Feuer entzünden!
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Dein Blog von heute gibt mir gerade ein bißchen Hoffnung. Dir alles liebe in der weiteren Reha. Ich war schon 8 mal in Psychosomatik. Gruss Regine