Das Ashwagandha hat (noch) nicht gewirkt. Wie immer bin ich zwischen zwei und drei Uhr nachts aufgewacht und nur noch oberflächlich eingeschlafen. Dazu wirre Träume, in denen Menschen aus meiner Vergangenheit aufgetaucht sind, die schon längst keine Rolle mehr spielen. Ich bin nicht nur sehr müde, sondern habe auch das Gefühl, dass ich hier gerade den Boden unter meinen Füßen verliere. Ich gehe in den Speisesaal, richte mir mein Müsli und ziehe mich gleich auf mein Zimmer zurück. Bei der Progressiven Muskelentspannung kommt ein Patient laut und polternd zu spät. Das bringt mich aus der Übung. Überhaupt bringen mich hier oftmals schon leise Geräusche und Gespräche, die während einer Übung zu hören sind, an den Rand meiner Belastung. Die erste Feldenkrais Stunde entspannt und erdet mich. Ich merke, wie ich Übung für Übung in meinen Gliedmaßen lockerer werde. Am Ende spüre ich wieder Boden unter den Füßen. Für den Moment jedenfalls. Ich fühle mich besser und kann draußen auch die warmen Sonnenstrahlen genießen. Am Nachmittag gehen wir mit unserer Qi Gong Gruppe hinunter zum See. Ich hatte nur ungefähre Vorstellungen davon, was auf mich zukommen würde. Die langsamen Bewegungen, die Körper und Geist vereinigen sollen, machen mir Lust auf mehr Bewegung.
Seit über einem Jahr bin ich nicht mehr gejoggt. Und zum regelmäßigen Laufen hatte ich vor Corona schon keine Lust mehr. 2016, nach meinem Jakobsweg, bin ich dreimal in der Woche etwa fünf Kilometer gejoggt. In unserem Städtchen gibt es einmal im Jahr den 10 km Altstadtlauf. Daran habe ich dann, im Jahr meiner Trennung, teilgenommen. Und das bei über dreißig Grad und mit keiner schlechten Zeit. Rückblickend glaube ich, wie ich es gestern schon schrieb, dass ich mich damals in einer manischen Phase befand. Vielleicht lag es aber auch nur an dem Antidepressivum, welches ich damals in der geringstmöglichen Dosis einnahm. Wie sehr wünsche ich mir manchmal die Zeit zurück. Ich war voller Energie, Tatendrang und Ideen. Heute bin ich nur noch ein Schatten aus dieser Zeit, jedenfalls fühle ich mich so.
Ich beschließe noch eine Runde um den See zu joggen. Puls messen und los. Für die kleine Strecke brauche ich 10 Minuten. Auf dem Rückweg geht es leicht bergauf. Mein Puls ist noch im grünen Bereich. Für den Anfang bin ich zufrieden mit mir. Danach duschen und noch ein Spaziergang in die Stadt, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Das Eis auf dem Rückweg genieße ich ganz bewusst im Sitzen und auf einer Parkbank. Das hatte uns die Ärztin, beim Vortrag über Depressionen, nahe gelegt. Fünf Minuten, irgendetwas am Tag, bewusst schmecken, riechen, fühlen…Immerhin schmecke ich etwas anderes, als nur süß. Doch nach Johannisbeere schmeckt das Eis leider noch nicht. 14.000 Schritte heute, eine gute Leistung. Müde ziehe ich mich, mit meinem Abendessen, auf mein Zimmer zurück. Telefonieren, den Blogeintrag schreiben und schlafen. Schön wäre es. Auch in dieser Nacht liege ich wieder häufig und länger wach. Mein Wundermittel, für einen erholsamen Schlaf, scheint nicht zu wirken.
Fazit des Tages: Es liegt noch ein langer Weg vor mir!
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