Wie jeden Morgen, seit ich hier bin, bin ich entweder gerädert, wenn der Wecker klingelt, oder schon vorher wach. Hier kann ich mich über den Tag verteilt immer mal wieder ausruhen. Doch später in meinem „normalen“ Leben wird das nicht möglich sein. Das Thema Schlaf sollte ich unbedingt angehen. Nur wie?
Es gab einmal eine Zeit in meinem Leben, da habe ich jeden Morgen den Tag begrüßt. Meine, heute noch sehr gute, Freundin und damals WG Gefährtin habe ich manchmal damit in den Wahnsinn getrieben. Wenn sie von der Nachtschicht kam und ich freudestrahlend, im Bademantel, mit meinem Kaffee in der Hand auf der Treppe saß und mit der aufgehenden Sonne um die Wette strahlte. Heute glaube ich, dass dies eine manische Phase war. Ich hatte öfter in meinem Leben extreme Hochphasen, auch lange andauernd. Und immer mal wieder tiefe Löcher, in die ich fiel. Meistens waren die depressiven Phasen kürzer. In den manischen Phasen habe ich wenig geschlafen und mehr Geld ausgegeben, als ich es mir hätte leisten können. In dieser Hoch-Zeit lernte ich dann, ein dreiviertel Jahr später, meinen späteren Ehemann kennen. Leider wusste ich damals noch nicht was mir fehlte. Sonst hätte ich ihn warnen können.
Die Yogastunde am Morgen tut mir gut. Sie löst Blockaden und lässt Tränen fließen. Es gibt so vieles, was in mir steckt und was immer da sein wird. Die dunklen Schatten werden nie verschwinden. Sie sind ein Teil von mir. Und auch, wenn ich es irgendwann schaffen sollte diesen Teil in mir zu umarmen, so werde ich ihn nie lieben können. Dieser Teil in mir wird niemals gut sein. Danach gehe ich zu meiner ersten Gruppenstunde. Heute geht es um die Gruppenregeln, wie zum Beispiel Verschwiegenheit. Alles, was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe. Wir stellen uns unserem Sitznachbarn vor, erzählen ein bisschen über uns und den Grund warum wir hier sind. Der Nachbar stellt uns dann der Gruppe vor. Das Gefühl, nicht alleine anders zu sein, fühlt sich gerade gut an. Schon ist die erste Stunde vorbei. Zwischen den einzelnen Therapien treffe ich immer wieder auf meine Reha Bekanntschaften. Ihnen geht es ähnlich wie mir. Sie alle müssen gerade viel verarbeiten. Im ersten, von insgesamt vier Vorträgen über Depressionen, geht es anschließend unter anderem um die Abläufe im Gehirn bei Stress, wenn man unter Panikattacken leidet. Und es geht um bewussten Genuss. Dazu aber morgen mehr. Nach dem Abendessen mache ich noch einen Spaziergang. Ganz bewusst und ganz alleine. Es tut gut, den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Und so sehr ich für die Gespräche mit meinen „Leidensgenossen“ dankbar bin, so sehr brauche ich eine Zeit der Stille für mich. Mein neues Schlafmittel heißt „Ashwagandha,“von der lieben Petra, hier in der Reha empfohlen. Ich werde euch berichten, ob es mir zu einem besseren Schlaf verholfen hat.
Fazit des Tages: Nicht alles was nicht gut ist, muss immer besser werden!
Kommentar hinzufügen
Kommentare